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PHH in Düsseldorf 2013

17. - 21.05.2013

Es muss irgendwann in den Fünfzigerjahren gewesen sein, als eine Lehrerin in England ihre Klasse bat, zuhause doch mal darüber nachzudenken, was ein jeder denn später einmal werden wolle. Am nächsten Tag antwortet ein Schüler: "Glücklich.", woraufhin die Lehrerin ihm sagte, er habe die Frage wohl nicht verstanden.

Gegen frühen Nachmittag trudelten am Freitag die ersten Anreisenden auf der Anlage ein, die Zelte wurden aufgeschlagen und der allerletzte Reiseproviant ausgetrunken. Als erstes WarmUp diente der dreißigste Geburtstag von Biertee, die das ein oder andere Spielchen bestreiten - oder besser über sich ergehen lassen - musste, sich dafür aber artig mit Bier, Kamu und Pizza revanchierte.

Als es langsam zum ersten Mal über der Hockeystadt dämmerte, der Platz zwischen den Zelten und unter dem Vordach des Bierpilzes immer knapper wurde und der wichtigste Teil der Hockeyfamilie seiner kompletten Anwesenheit entgegen strebte, öffnete das Clubhaus des DSC 99 seine Tore und gab sich damit bereitwillig seiner eigenen Ruinierung hin. Das so häufig in der Hockeyturnierliteratur erwähnte „große Hallo am Freitag“ entfaltete sich auch dieses Mal wieder zu einer Party, die lange in unseren Köpfen bleiben wird und die ein würdiger Aufgalopp für ein einmal mehr unglaubliches Pfingstwochenende werden sollte. Wer beim Verlassen des Clubhauses noch gucken konnte nahm die vorangeschrittene Morgendämmerung wahr, bevor es für eine erste und vor allem äußerst kurze Nacht in die Zelte ging.

Der Samstagmorgen begann mit einem ersten Erwachen in der Hockeystadt und einem dringend notwendigen Katerfrühstück, bevor die Turnierleitung um halb zehn zu den ersten Spielen auf die Kunst-, Natur- und Airhockeyfelder bat. Die Bierpilzbesatzung nahm zeitgleich und fürsorglich ihren Betrieb auf und so stand dem ersten Turniertag nichts mehr im Wege, nicht einmal, dass über unserem Kopf immer noch bedrohlich dicke Wolken hingen. Aber die Hockeystadt hielt auch hier schützend Ihre Hand über uns, so dass es wenigstens trocken blieb.

Die aktivsportliche Historie des FSKs an diesem Wochenende ist schnell abgehandelt, denn einmal mehr lag alles was wirklich wichtig war außerhalb der Spielfeldmarkierungen. Dennoch haben wir irgendwie ganz ordentlich gespielt und fanden uns, zumindest auf dem Papier, am Montag im Spiel um Platz 9 wieder. Bedanken dafür möchten wir uns ganz herzlich bei den Mädels vom Thekenterror und den Kiezknipsern, bei den Jungs von Dynamo Tresen und Officer Rocket, bei UweUwe und einigen anderen, die bei uns ausgeholfen und mit uns den ein oder anderen sehenswerten Doppelpass gespielt haben.

Wer am Samstagnachmittag durch die Gassen der Hockeystadt schlenderte oder auf einer der zahlreichen Sitzgelegenheiten rund um den Bierpilz platzgenommen hatte erlebte kuriose Szenen. Während sich einige junge Frauen, heulend als ob sich Take That gerade zum ersten Mal aufgelöst hätten, in den Armen lagen, so blickte man bei einem Teil der Herren der Schöpfung in Gesichter wie Leverkusener Pokalvitrinen - leer. Doch was war geschehen?

Während die Technik zunächst verhinderte, das zu zeigen, was sie zunächst alle unbedingt sehen und wo nachher keiner mehr hingucken wollte, wechselte ein Teil der Hockeyfamilie in die CosmosSport-Gastronomie. Der Rest verweilte in der Hockeystadt, in der die musikalische Turnieruntermalung für die Radiokonferenz des Fußballbundesligaspieltages unterbrochen wurde und in deren Verlauf für alle Fortuna-Anhänger die Welt in Form des direkten Abstiegs in Liga Zwei zusammenbrach.

Für alle anderen schaffte es in der gleichen Zeit die Sonne die Wolkendecke zu durchbrechen und die Hockeystadt in den hellsten Farben erstrahlen zu lassen und so konnte sich wenig später auch der letzte Fortune wieder an der Musik und dem Lachen, an Bier und Gegrilltem, an dem ein oder anderen Hockeyspiel, am Zwitschern der Vögel und an einem ersten Hauch von Sommer erfreuen. For good times and bad times, I‘ll be on your side forever more - dafür sind halt Freunde da und so schaffte es die Hockeyfamilie alle wieder aufzumuntern und zwischen uns und der nächsten Turnierfete stand nur noch das mittlerweile mehr als dringend benötigte Abendessen.

Für die Samstagnacht stellte sich die Hockeyhalle dann ihrer eigentlichen Aufgabe, der Turnierfete. Die Menge ließ sich von der Düsseldorfer Band ,Halber Liter‘ auf die Überholspur zerren, bevor der DJ dann am Rande seiner Möglichkeiten versuchte, die Stimmung zu halten. Zumindest bis zum Morgengrauen gelang ihm das auch halbwegs.

Der Sonntag war durchweg überwältigend. Man muss und kann es nicht anders sagen. Nach einer äußerst kurzen Nacht erwachte die Hockeystadt unter einem strahlend blauen Himmel im gleißenden Licht einer uns liebevoll küssenden und wärmenden Sonne. Das Frühstücksbuffet war aufgebaut, die Turnierleitung stand in den Startlöchern und am Bierpilz wurden bereits die ersten Getränkemarken entwertet. Der ein oder andere konnte sich getreu dem Motto „abends trinken, morgens schminken“ vom Beauty-Team wieder herstellen lassen, während andere auf den Spielfeldern versuchten hockeyähnliche Sportarten nachzuahmen.

Der Vormittag verlief ohne größere Zwischenfälle, sieht man mal von der ein oder anderen jungen Dame ab, die durch freundliche Unterstützung des ein oder anderen jungen Herren den Weg in einen der beiden Pools fand. Erfrischung gehört halt auch am ersten Sommertag des Jahres einfach dazu.

Ein erstes Raunen ging durch die Menge, als auf der kleinen Bühne neben der Turnierleitung langsam erste Auf- und Umbauarbeiten begannen. Im Anschluss daran zeichneten Seismographen im Raum Düsseldorf ein leichtes Erdbeben auf und einige Satelliten funkten panisch Bilder einer Supernova aus dem inneren Sonnensystem. Der winzige Funke, der entstand als ein metallener Fingerhut über ein ebenfalls metallenes Waschbrett gezogen wurde, reichte um die Hockeystadt explodieren zu lassen.

Die Hockeyfamilie johlte, sang und tanzte. Es gab keinen unterschied zwischen Freund und Feind, zwischen Mann und Frau, zwischen Kind und Kegel, zwischen oben und unten, zwischen Bier und Kamu, zwischen Bierbänken, Stehtisch und Tanzfläche mehr. Überall wo irgendwie drauf geklettert werden konnte wurde getanzt und die ,Fischgesichter‘ hatten die Menge im Griff. Und die Menge hatte die Fischgesichter im Griff. Es gab nämlich auch keinerlei Unterschied mehr zwischen Band und Zuhörern, es war alles eins, alle waren süße, kleine Fischgesichter.

Nach zweieinhalb Stunden und zahlreichen Zugaben musste die Band fast von der Bühne getragen werden und inklusive der Turnierleitung hatten mittlerweile alle den Spielbetrieb komplett verdrängt und so wurden die letzten Partien des Tages gar nicht erst wieder angepfiffen und man ging geschlossen zum Abendessen über.

Nach dem Abendessen genossen einige noch die letzten Sonnenstrahlen am Rand des Kunstrasenplatzes und vertrieben sich die Zeit mit dem hoffnungslosen Versuch mit Schläger und Ball quer über den Platz die Latte eines Hockeytores zu treffen. Getroffen wurde allerdings alles andere.

Der DJ der Sonntagsparty hatte nicht das allerbeste Händchen bei dem Versuch aus dem nicht unbedingt allerbesten Musikrepertoire das Bestmöglichste herauszuholen. Aber die Hockeyfamilie ist ja bekanntermaßen ein artiges Publikum und so feierte man trotzdem oder behalf sich mit diversen Runden Flip-Cup, versuchte sich bei ,Hau den Lukas‘ oder versuchte sich an der wahren Mutprobe des Abends, die an der Longdrinktheke in Form zu Genickschüssen mutierten GinTonics während des ersten Partydrittels ausgeschenkt wurde.

Am Montag war dann leider auch das Wetter wieder verkatert und so fanden auf Grund des Dauerregens den kompletten Tag keine Spiele statt. Bereits nach dem Frühstück wurden erste Zelte abgebaut und die Abreisewelle hielt somit fast den ganzen Tag über an. Die Reihen lichteten sich derart, dass am Ende sogar die Siegerehrung aus dem Programm genommen wurde. Eigentlich sehr schade, denn irgendwie gehört es mit dazu, noch einmal danke sagen zu können und das Turnier gemeinsam ausklingen zu lassen. Andererseits war die Stimmung im zur Schutzhütte umfunktionierten Festzelt auch bis zum Ende derart gut, dass dies alles der guten Laune und dem Lachen und dem Spaß keinen Abbruch tat.

Für das FSK streiften Maize und Burn das Trikot über, wurden aber tatkräftig in erster Linie von Kai S. und Sebastian R. unterstützt. Pimmel beschenkte uns mit einem kurzen Besuch. Aber auch wenn wir diesmal mit fast unwürdig dünner Personalgröße angereist waren, möchten wir uns bedanken für den großen Spaß, den wir hatten. Dabei geht der Dank natürlich erstmal an alle, die bei der Organisation des Turniers mitgeholfen haben. Aber genauso auch an Meiern Bremen, die LosCamuchos, die Evo, Tempel der Lust, Nüchtern & Ernst, die Kiezknipser und das Thekenterror und alle anderen die dabei waren. Ihr seid mehr als Freunde und das ist wunderbar.

Das ein oder andere Turnier steht ja für den ein oder anderen in diesem Sommer noch an, so dass sich sicherlich unsere Wege dort noch mal wieder kreuzen werden und für das nächste Jahr hoffen wir dann Euch in Cuxhaven wieder ein Pfingstturnier auf die Beine stellen zu können. Wir geben unser bestes und es wird großartig. Für, mit und wegen Euch.

Mittlerweile hat auch mich meine Hamburger Heimat wieder und ich versuche meinen Körper langsam wieder an den Alltag zu gewöhnen. Er dankt mir das mit Halsschmerzen und Müdigkeit, aber in einem sind wir uns beide einig - wir sind glücklich am letzten Wochenende dabei gewesen und mindestens genauso glücklich, Teil der Hockeyfamilie zu sein. Und wir sind uns auch einig, dass der anfangs besagte Schüler verdammt noch mal recht gehabt hat, denn nachdem er auf die Frage was er später einmal werden wolle 'glücklich' antwortete und die Lehrerin ihm unterstellte, er habe die Frage nicht verstanden, entgegenete der heranwachsende John Lennon: „Frau Lehrerin, Sie haben das Leben nicht verstanden.“

 

In Liebe,

Burn.

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